Abb. 1: Dreheisen-Meßwerk (Firmenbild H&B)
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In einem inhomogenen magnetischen Gleich- oder Wechselfeld wirken auf
einen Eisenkern Kräfte in Richtung der größten Felddichte.
Beim Dreheisen-Meßwerk wird das Magnetfeld durch eine Ringspule erzeugt,
durch die der Meßstrom fließt. Im Inneren der Spule ist ein
kleiner Eisenkern drehbar gelagert. Das angenähert homogene Feld wird
durch einen zweiten, fest mit der Spule verbundenen Eisenkern verzerrt
; auf den beweglichen Eisenkern wirkt dann eine Kraft, die ihn zur Stelle
größter Kraftliniendichte zu verschieben sucht.
Als Gegenkraft dienen eine oder zwei Spiralfedern. Zur Dämpfung wird in
den meisten Fällen ein in einer geschlossenen Kammer beweglicher Flügel
verwendet (Luftdämpfung). Das entstehende Drehmoment ist dem Quadrat
des Stromes proportional.
Das Meßwerk ist sowohl für Gleichstrom als auch für Wechselstrom geeignet und zeigt den Effektivwert des
Stromes unabhängig von der Kurvenform an. Der an sich quadratische
Skalenverlauf kann durch die Form und Lage der Eisenkerne weitgehend beeinflußt
werden. Beim Strommesser besteht die Möglichkeit, den Anzeigebereich
bis zum Doppelten, in Ausnahmefällen bis zu einem Vielfachen des Nennstromes
auszudehnen, wodurch gelegentlich auftretende Überlastungen noch abgeschätzt
werden können. Zu beachten ist jedoch, daß in diesen Fällen
als Dauerbelastung nur 120% des Nennstromes zulässig sind.
Durch günstige
Formgebung der Eisenkerne kann der Zeigerausschlag auch mehr als 90°
bis etwa 250° (sog. Centrax-lnstrumente) betragen. Die Eichung erfolgt normalerweise
für den Frequenzbereich von 15.. .100 Hz und für Gleichstrom
auf einer Teilung der Skala. Für höhere Frequenzen bis maximal
2000 Hz ist eine Sondereichung bei der Betriebsfrequenz erforderlich. Das
Dreheisen-Meßwerk ist einfach im Aufbau, robust und weitgehend überlastbar.
Es ist daher das geeignetste Meßwerk für Betriebsinstrumente
bei Gleichstrom oder technischen Wechselströmen. Die Größe
des zulässigen Überlastungsstromes Imax ist von der Dauer der
Überlastung.
Mittels Stromwandler können praktisch beliebig große Ströme
gemessen werden. Die kleinsten sinnvollen Meßbereiche werden durch
den Eigenverbrauch des Meßwerkes bestimmt. Sie liegen bei etwa 100
mA und 6 V. Mehrere Meßbereiche in einem einzigen Instrument erfordern
mehrere Wicklungen, die auf der Meßwerkspule unterzubringen sind.
Jeder Meßbereich verlangt dann eine eigene Teilung der Skala. Für
Strommesser können zwei Meßbereiche vorgesehen werden. Für
eine größere Anzahl verschiedener Meßbereiche wird ein
umschaltbarer Stromwandler verwendet. Bei Spannungsmessern können
bis vier Meßbereiche in einem Instrument untergebracht werden, wenn
ein erhöhter Eigenverbrauch zugelassen wird. Bei gleichbleibendem
Eigenverbrauch können auch hier nur zwei Meßbereiche vorgesehen
werden.
Mathematische Grundlagen
Das Dreheisenmesswerk enthält, wie im Abb. 1 dargestellt, eine feststehende Spule, in deren annähernd
homogenen Feld sich zwei Eisenplättchen, ein feststehendes und ein bewegliches, befinden.
Durch das Magnetfeld der
stromdurchflossenen Spule werden beide Eisenplättchen gleichartig magnetisiert und stoßen sich
ab. Die Abstoßung führt zu einer Drehung des Zeigers um den Winkel α, das Gegenmoment wird durch eine
Drehfeder mit der Federkonstante D realisiert. Im Gleichgewichtszustand sind beide Drehmmomente gleich groß:
Mm = - D · α
Da sich gleichgerichtete Pole abstoßen, wird das bewegliche System bei Magnetisierung durch das Spulenfeld ausgelenkt. Unter vereinfachenden Annahmen (homogenes Magnetfeld, magnetische Energiedichte innerhalb des Eisens zu vernachlässigen) ergibt sich die zwischen zwei Magnetpolen wirkende Kraft zu
Fm = B2 · A / 2 µ0
Die magnetische Induktion B ist bei einer stromdurchflossenen Spule proportional dem Strom I. Damit folgt für das elektrische Moment
Me = Ke · I 2
Mit der Gleichgewichtsbedingung Me + Mm = Ke · I 2 - D · α = 0 ergibt sich
α = Ke · I 2 / D = const · I 2
Der Ausschlag ist unabhängig von der Stromrichtung, das Messgerät ist damit für Gleich- und Wechselstrom geeignet. Der Zeigerausschlag ist proportional dem Quadrat des der Spule durchfließenden Stroms.
Durch geeignete geometrische Formgebung der Weicheisenblättchen kann wie bereits erwähnt in bestimmten Bereichen ein nahezu linearer Zusammenhang zwischen I und α erreicht werden.
Dynamisches Verhalten
Aufgrund des Aufbaus mit beweglichen, trägheitsbehafteten Teilen und der Drehfeder stellt das
Dreheisenmesswerk wie das Drehspulmesswerk einen sogenannten Drehmassenschwinger mit einer
entsprechenden Eigenfrequenz dar. Bei Wechselströmen mit Frequenzen deutlich größer als die
Eigenfrequenz des Messwerks wird aufgrund des quadratischen Zusammenhangs des Zeigerausschlags mit
dem Strom I der Mittelwert des Quadrates von I angezeigt und entspricht bei Wechselstrom somit dem Effektivwert von I.
Somit kann das Dreheisenmesswerk zur Gleichstrommessung und zur Effektivwertmessung eingesetzt
werden.
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